
Die mehr als dreistündige Sitzung war geprägt von gleich drei inhaltlichen Schwerpunkten zu den Themen Schulabsentismus, Gesundheitsförderung und Vormundschaftswesen in Dresden.
Schulabsentismus: Kooperation stärken, Fachstelle klären
Ein Vertreter des Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB) nahm zunächst eine definitorische Einordnung des Phänomens des Schulabsentismus vor und gab allgemeine Informationen zu den Gründen für eine aktive Schulverweigerung. Dabei beschrieb er die Herausforderungen schon bei der Einordnung schuldistanzierenden Verhaltens, da längere, scheinbar krankheits- oder freistellungsbedingte Abwesenheitszeiten von Schüler:innen nicht immer eindeutig einzuordnen wären. Als wesentliche Aufgabe des LaSuB wurde die Sensibilisierung der Lehrkräfte für das Thema gesehen, eine Einschätzung, die Matthias Dietze nicht teilen konnte, da die Schulverweigerung ein dominierendes Thema in den Lehrkörpern sei. Deutlich wurden auch in weiteren Wortbeiträgen, dass die differenzierten Zuständigkeiten von mindestens vier Behörden für jeweilige Teilaufgaben im Gesamtprozess eine bessere Zusammenarbeit der beteiligten Behörden wie LaSuB, Gesundheits-, Jugend- und Schulamt erfordern. Die Tätigkeit der vom Jugendhilfeausschuss bereits im Jahr 2018 beschlossenen Einrichtung einer Fachstelle Schulabsentismus hinterließ bei den Ausschussmitgliedern vielmehr Fragen als Erkenntnisgewinn. Es gelang den Vortragenden aller Ämter nicht, die Arbeit der Fachstelle verständlich darzustellen, es konnte nicht erläutert werden, ob diese nur ein konzeptionelles und vernetzendes Profil hat oder ob sie auch Anlaufstelle für Betroffene ist. Daher wurde die Verwaltung zur Berichterstattung zur Tätigkeit der Fachstelle in einer der kommenden Sitzungen aufgefordert, dies soll möglichst vor der Einbringung des angekündigten Konzeptes zum Schulabsentismus in den Jugendhilfeausschuss erfolgen.
Gesundheitsförderung: Psychische Gesundheit im Fokus
Anschließend informierte das Amt für Gesundheit und Prävention von den Ergebnissen der Gesundheitskonferenz mit dem Fokus auf Kinder und Jugendliche. Ziel der Konferenz war der Aufbau einer ämterübergreifenden Strategie, die Bildungschancen und gesundheitliche Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche bis 27 Jahre zusammenführt und ein abgestimmtes Verwaltungshandeln ermöglicht. Mit Blick auf junge Menschen spielt das Thema psychische Gesundheit eine zentrale Rolle, häufige Krankenhausdiagnosen bei 10- bis 18-Jährigen sind Anpassungsstörungen, depressive Episoden, Essstörungen und alkoholbedingte Störungen. Das Freizeitverhalten verschiebt sich mit dem Alter zu bewegungsarmen, digitalen Aktivitäten, was offenbar auch Auswirkungen im Bereich der physischen Gesundheit wie Adipositas nach sich zieht. Tilo Kießling beklagte in der Diskussion das Fehlen von Daten u. a. zur psychosozialen Versorgungssituation, Betroffene kritisieren immer wieder sehr lange Wartezeiten. Carsten Schöne mahnte eine bessere Vernetzung der Akteure an und forderte die Einbeziehung externer Institutionen wie Kinder- und Jugendpsychiatrie, Jugendhilfe und Schule. Nach seiner Einschätzung reichen „ämterübergreifende“ Arbeitsgruppen nicht aus, um das komplexe Gesamtsystem hinreichend zu bearbeiten.
Vormundschaftswesen: Hohe Belastung, Kapazitäten ausbauen
In der Berichterstattung zum Vormundschaftswesen wurde eine hohe Arbeitsbelastung konstatiert, die sich aus anhaltend hohen Fallzahlen ergeben. So könne der vom Jugendhilfeausschuss beschlossene Fachkraft-Fall-Schlüssel von 1:40 im Jugendamt nicht eingehalten werden. Eine spürbare Entlastung bringen die Vereinsvormundschaften mit sich, beim hier tätigen 1. Dresdner Betreuungsverein sind die beschlossenen Kapazitäten voll ausgelastet, der Verein hat allerdings die Bereitschaft zu einer Erweiterung von 100 auf mindestens 120 Verfahren erklärt. Auf Anfrage stellte Kevin Görden vom Jugendamt eine entsprechende Beschlussvorlage in Aussicht.
Offene und mobile Jugendarbeit: Umsetzung im Schönfelder Hochland, Klärungsbedarf in Cossebaude
Der Jugendhilfeausschuss beschloss nach durchgeführtem Interessenbekundungsverfahren die Umsetzung eines Projektes der Mobilen Jugendarbeit im Schönfelder Hochland. Die dort ansässigen selbstverwalteten Jugendtreffs sollen künftig durch Malwina e. V. in ihrer Tätigkeit begleitet werden.
Eine in 1. Lesung eingebrachte Beschlussvorlage der Verwaltung zur Durchführung eines Interessenbekundungsverfahrens für ein Angebot offener Jugendarbeit in Cossebaude erzeugte Unverständnis und zog zahlreiche Fragen der Ausschussmitglieder nach sich. Offenbar verstößt der Beschluss des Jugendhilfeausschusses, die Alte Feuerwehr nicht mehr zu fördern und stattdessen ein mobiles Angebot einzurichten gegen den Eingemeindungsvertrag und wurde daher vom Ortsvorsteher reklamiert. Peter Miersch übte deutliche Kritik an diesem Vorgang, da in den Beratungen der Unterausschüsse die Frage nach Übereinstimmung mit dem Eingemeindungsvertrag mehrfach gestellt und von der Verwaltung als unproblematisch beantwortet wurde. Tilo Kießling zweifelte die Notwendigkeit eines solchen Verfahrens an, aus seiner Sicht könne die Tätigkeit des bisherigen Trägers ggf. unter Auflagen fortgesetzt werden. Die Beschlussfassung hierzu wird in der nächsten Sitzung erwartet. Zwei weitere Beschlussvorlagen zu weiteren Zuschüssen für Kindertageseinrichtungen und zur Schließung von zwei kommunalen Kindertagesstätten in Pieschen und Plauen wurden ebenfalls in 1. Lesung vorgestellt.
Eilantrag, Fristen und weitere Beschlüsse
Ein Eilantrag mehrerer Ausschussmitglieder soll die Förderung von Mehrbedarfen aus Nachanträgen sowie von „beweglichen Sachen des Anlagevermögens“ ermöglichen. Freie Träger im Bereich der Kinder-, Jugend- und Familienarbeit können ihre Bedarfsmeldungen für die Anschaffungen bis zum 24.10.2025 an das Jugendamt richten.
Außerdem wurden folgende Beschlussvorlagen mehrheitlich angenommen:
- Stadtbezirksförderung für den Stadtjugendring
- Vergabe Zuschüsse für bewegliche Sachen des Anlagevermögens und für bauliche Maßnahmen im Jahr 2025 an Träger der freien Jugendhilfe von Kindertageseinrichtungen
- Planungsberichte für die Stadträume 8 und 9
- Überplanmäßige Mittelbereitstellung zur Finanzierung von Leistungen und Aufgaben im Bereich der erzieherischen Hilfen 2025
- Anpassung der Modalitäten von Betreuungsverträgen für die Kindertagesbetreuung
Die nächste Sitzung des Jugendhilfeausschusses findet am 30.10.2025 statt.
Hinweis: Die Informationen zu Beschlüssen stehen unter dem Vorbehalt der Erlangung der Rechtskraft der Beschlüsse. Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um eine persönliche Wiedergabe der Ausschusssitzung, die durch meine Mitgliedschaft in diesem Gremium durchaus subjektive Betrachtungen enthalten kann und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Ich bitte um Verständnis.