Klassenzimmer

Dem Jugendhilfeausschuss lag die „Fortschreibung der Dresdner Bildungsstrategie“ zur Beratung vor, in seiner Beschlussempfehlung an den Stadtrat werden Ergänzungen zur Umsetzung der Strategie vorgeschlagen.

Die Fortschreibung der Bildungsstrategie ist vom Leitgedanken getragen, die Chancengerechtigkeit in der Bildungssozialisation junger Menschen zu verbessern. Hierfür nimmt das Strategiepapier insbesondere Eltern in sozial belasteten Quartieren in den Blick, die mit unterschiedlichsten Modellen stärker in die Bildungsprozesse ihrer Kinder eingebunden und somit zu einer aktiven Begleitung befähigt werden sollen. Entsprechende familienorientierte Angebote sollen in den Kindertageseinrichtungen etabliert werden, auch den Familienbildungsangeboten wird eine konzeptionelle Neuorientierung angetragen. Die Vorschläge im Bereich der Familienbildung gehen dabei deutlich über die bisherigen Bedarfsfeststellungen der Jugendhilfeplanungsprozesse hinaus und scheinen einer notwendigen Befassung im Jugendhilfeausschuss vorwegzugreifen. Neben der Stärkung der Schulsozialarbeit, der Fortführung der so genannten „Familienklassenzimmer“ sollen nunmehr auch „Familiengrundschulzentren“ in belasteten Stadtteilen eingerichtet werden. Dieses Modell sieht eine stärkere An- und Einbindung der Eltern in die Schule durch Beratungs-, Gesprächs- und Bildungsangebote vor, darüber hinaus soll eine zusätzliche Fachkraft Koordinierungs- und Vernetzungsaufgaben innerhalb des Sozialraums wahrnehmen.

In der Diskussion kritisierten Ausschussmitglieder den Versuch des Eingreifens in die Jugendhilfeplanung und damit in die Hoheit des Jugendhilfeausschusses. Carsten Schöne begrüßte das Engagement der Stadt als Schulträgerin für eine Verbesserung der schulischen Bildungsprozesse, kritisierte aber die Zunahme an Unterstützungssystemen für das Schulsystem, ohne dass sich dieses selbst hinreichend aktiv hieran beteiligen würde. In einem Antrag hatte Schöne daher zunächst die Erstellung eines Konzeptes für die Grundschulzentren gefordert, das u. a. auf Fragen zur Steuerungsverantwortung, zur Beteiligung insbesondere externer Partner und zu Evaluation des Vorhabens Antworten liefern soll. Außerdem soll der Oberbürgermeister prüfen, ob bereits vorhandene Strukturen, wie beispielsweise das Projekt „Kinet“ die vorgesehenen sozialräumlichen Koordinierungs- und Vernetzungsaufgaben sowohl für Schulen wie auch für Kindertages- und Jugendhilfeeinrichtungen übernehmen können. Dies könnte helfen, Mehrfachstrukturen zu vermeiden und einen nachhaltigen Mitteleinsatz zu befördern. Der Jugendhilfeausschuss stimmte diesen Ergänzungen mehrheitlich zu, die abschließende Entscheidung liegt beim Stadtrat.

Eingangs der Sitzung erfolgte eine Berichterstattung zum Handlungsprogramm „Aufwachsen in sozialer Verantwortung“ und dem in Dresden umgesetzten Modell „Kita2“. In den Modellstandorten in ausgewählten sozial belasteten Stadtteilen wurde eine deutliche Verbesserung der Personalausstattung zur Ermöglichung multiprofessioneller Teams vorgenommen. Die Evaluation bestätigte dabei den vielfach in der Forschung vorgetragenen Zusammenhang von (sozialer) Herkunft und Bildungschancen. Aber auch der Einfluss der vorhandenen Rahmenbedingungen in Kindertageseinrichtungen habe nachweisbare Auswirkungen auf die Bildungschance von Kindern. Hierzu zählen vor allem personelle und fachliche Ressourcen, die im Modell „Kita2“ deutlich verbessert wurden und für eine Verbesserung der Gesamtsituation gesorgt haben. Im Ergebnis konnten eine Reduzierung des Stresslevels von Fachkräften und Kindern sowie eine gezielte und individuelle Förderung der Kinder konstatiert werden.

In der Informations- und Fragerunde informierte die kommissarische Jugendamtsleiterin, Sylvia Lemm, über die Entwicklung der Inobhutnahmen unbegleiteter ausländischer Minderjähriger, die seit einigen Wochen die Jugendhilfestrukturen sehr herausgefordert haben. Derzeit sei ein Rückgang wahrnehmbar, waren es bislang täglich etwa 10 bis 15 junge Menschen, die aufgenommen werden mussten, so sank deren Zahl auf derzeit eine Person pro Tag. Auch konnte erreicht werden, dass auch andere sächsische Landkreise junge Menschen zur Betreuung übernommen werden, da die Dresdner Kapazitäten trotz Schaffung neuer Plätze völlig überbelegt waren.

Der Jugendhilfeausschuss beschloss Zuwendungen für bewegliche Sachen des Anlagevermögens in Kindertageseinrichtungen und gab mehrheitlich einem Antrag zur Schaffung eines „Platzes der Kinderrechte“ in Dresden seine Zustimmung.

Freie Träger können in offenen Kinder-, Jugend- und Familienangeboten mit vorläufigen Zuwendungen nach dem Jahreswechsel rechnen, der Ausschuss beschloss auf Antrag mehrerer Mitglieder die Zahlungen bis zum Vorliegen des Förderbeschlusses, der wiederum vom Haushaltsbeschluss des Stadtrates abhängig ist. Demnach erhalten alle Träger vorläufige Zuwendungen, die im Jahr 2022 eine Förderung erhielten, für nicht ganzjährig geförderte Angebote ist die Zuwendung des Monats Dezember 2022 als Bezugsgröße zu wählen. Wie die Vorsitzende des Unterausschusses Förderung, Anett Dahl, ausführte, soll der Jugendhilfeausschuss in seiner Dezembersitzung über Nachanträge und Baumaßnahmen entscheiden.

Auch der Planungsbericht zur Interkulturellen Öffnung in allen Bereichen der Jugendhilfe wurde nach mehrmaliger Beratung in den Unterausschüssen mit einer Ergänzung mehrheitlich verabschiedet. Tilo Kießling dankte dem Ausländerrat Dresden e. V. für dessen aktive Mitwirkung im Diskussionsprozess.

Die Vorlage zur Haushaltsplanung wird derzeit noch in den Unterausschüssen beraten und kommt im Dezember zur Abstimmung.

In erster Lesung wurde eine Vorlage zur Fortschreibung des Konzeptes der „Integrierten Stadtentwicklungsplanung INSEK“ sowie eine Vorlage zur künftigen Finanzierung von Maßnahmen der Jugendgerichtshilfe eingebracht, die nun in den Unterausschüssen beraten und am 01.12.2022 zur Abstimmung im Jugendhilfeausschuss kommen sollen. Der Antrag zur Einrichtung temporärer Spielstraßen wurde vertagt, da hierzu noch keine Beratung im Unterausschuss Planung durchgeführt werden konnte.

Die Unterlagen zu Sitzung finden Sie im Ratsinfosystem der Landeshauptstadt Dresden.

Die nächste Sitzung des Jugendhilfeausschusses findet am 01.12.2022 statt.

Hinweis: Die Informationen zu Beschlüssen stehen unter dem Vorbehalt der Erlangung der Rechtskraft der Beschlüsse. Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um eine persönliche Wiedergabe der Ausschusssitzung, die durch meine Mitgliedschaft in diesem Gremium durchaus subjektive Betrachtungen enthalten kann und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Ich bitte um Verständnis.

Redaktion: Carsten Schöne