Foto von einem Klassenzimmer

Die Ergebnisse einer Begleitevaluation zur Tätigkeit der „Dresdner Straßenschule“ der Treberhilfe Dresden wurden am 20.05.2021 im Jugendhilfeausschuss vorgestellt. Die Straßenschule ist ein straßenpädagogisches Bildungsprojekt zur Förderung der sozialen, schulischen und beruflichen Entwicklung junger Menschen in besonderen Lebenslagen und begleitet diese zu einem Schulabschluss.

Die Evaluation bescheinigt dem Projekt eine gute Wirksamkeit, da es an den Lebenslagen der Zielgruppe anknüpft und einen niedrigschwelligen Zugang zu schulischer Bildung ermöglicht. Das Projekt ist geeignet, eine umfassende Teilhabe und persönliche Weiterentwicklung der Teilnehmenden zu ermöglichen und wirkt sich so positiv auf die biografischen Perspektiven der jungen Menschen aus, wie Prof. Dr. Markus Andrä für das Forschungsteam ausführte. Die Straßenschule wird als Sozialisationsraum beschrieben, der durch „die Akzeptanz und die Anerkennung der lebensweltlichen Erfahrungen der Teilnehmenden sowie durch jene horizontalen Begegnungen in einem Kontext entsteht, der die Bedürfnisse nach Kompetenz und Wirksamkeit, Autonomie bzw. Selbstbestimmung sowie nach sozialer Zugehörigkeit zu befriedigen hilft. Dabei spielt die Wechselwirkung zwischen didaktisch-pädagogischer und sozialpädagogischer Begleitung eine entscheidende Rolle“ (Quelle: Handout zur Vorstellung des Berichtes im Jugendhilfeausschuss am 20.05.2021). In der anschließenden Debatte würdigte Matthias Dietze die Straßenschule als ein Angebot mit einem besonderen Bildungskonzept, das jungen Menschen ohne Schulabschluss eine Perspektive eröffne. Carsten Schöne dankte für den Bericht, bemängelte allerdings den geringen Umfang der Informationen, die den Ausschussmitgliedern zur Verfügung gestellt wurden. Diese erlauben keine hinreichende Einschätzung, weshalb die Bereitstellung des gesamten Evaluationsberichtes erforderlich sei. Dies sei für eine politische Bewertung des Projektes zur Sicherung seines Bestandes unabdingbar. Die Verwaltung sicherte die Bereitstellung des Berichtes zu.

In der Informations- und Fragerunde wies die amtierende Jugendamtsleiterin, Sylvia Lemm, auf ein Angebot zur Corona-Schutzimpfung für Beschäftigte bei freien Trägern der Jugendhilfe hin. Alle Träger wurden per E-Mail über dieses Angebot informiert, das zuvor bereits den Trägern von Kindertageseinrichtungen unterbreitet wurde. Auf Anfrage Tilo Kießlings zur Verwendung der angekündigten Bundesmittel zum Ausgleich der Pandemiefolgen bei Kindern und Jugendlichen, konnte die Verwaltung noch keine Auskunft erteilen, in welchem Umfang und mit welcher Zweckbestimmung diese Mittel zur Verfügung gestellt werden sollen. Demgegenüber hat das Jugendamt innerhalb der Stadtverwaltung die Federführung für die Vergabe des „Sommerferien-Fonds“ übernommen. Diese städtischen Mittel sollen für kurzfristig in den Sommerferien umzusetzende Projekte bevorzugt in den Bereichen Bildung, Sport, Kultur und Freizeitgestaltung eingesetzt werden. Freie Träger können hier in einem vereinfachten Verfahren Mittel für Projekte beantragen, die Frist hierfür endet am 15.06.2021.
Die Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt, Anke Lietzmann, informierte über ein Projekt zur Schulwegsicherheit in Weixdorf, in dessen Rahmen junge Menschen unter Nutzung einer App Hinweise zu Sicherheitsmängeln oder -bedenken auf ihren Schulwegen übermitteln können. Die Mängel sollen dann möglichst eingestellt werden. Sollte dieses Projekt von Erfolg gekrönt sein, sei eine Übertragung in andere Stadtteile vorgesehen, so Lietzmann.
Stadtjugendpfarrerin Leen Fritz beklagte ein schleppendes Verfahren bei der Umsetzung des Trägerschaftswechsels für die Schulsozialarbeit an der Christlichen Schule Dresden. Bereits seit Anfang 2020 sei der erforderliche Wechsel bekannt und bislang gebe es noch keinen entsprechenden Beschluss des Jugendhilfeausschusses. Dieser wird sich in seiner nächsten Sitzung im Juni hiermit befassen, Grundlage ist ein entsprechender Antrag von Carsten Schöne, der zwischenzeitlich eingereicht wurde. In dem Antrag geht es außerdem auch um die Auswahl der Träger für die Schulsozialarbeit in der 8. Grundschule und der 151. Oberschule.
Im Zusammenhang mit einem Antrag aus dem Jugendhilfeausschuss zur Änderung der Stadtbezirksförderrichtlinie ist nun eine erneute Befassung aller Stadtbezirksbeiräte vorgesehen. Dem war ein fragwürdiger Umgang seitens der Stadtverwaltung mit dem Antrag vorausgegangen, die diesen ohne entsprechende Einbringung in die Stadtbezirksbeiräte gegeben hatte. Der Antrag sieht eine inhaltliche Beschränkung der Fördermittelvergabe durch die Stadtbezirke vor, wenn es um Vorhaben im Bereich der Jugendhilfe geht. Normalerweise vertritt der Oberbürgermeister als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses diesen nach außen, so dass der Oberbürgermeister den Antrag in den Beiräten hätte vorstellen müssen. Das ist aus terminlichen Gründen nicht möglich. Der Jugendhilfeausschuss verständigte sich gestern darüber, die Vorstellung des Antrages in den Stadtbezirksbeiräten durch Mitglieder des Jugendhilfeausschusses vornehmen zu lassen, für alle Beiratssitzungen gab es entsprechende Bereitschaftserklärungen von Ausschussmitgliedern.

Der Jugendhilfeausschuss stimmte mit einigen Änderungen und Ergänzungen einer Vorlage zur Bedarfsermittlung zur Einrichtung von Kultur- und Nachbarschaftszentren in Dresden zu. Die Bedarfsermittlung soll die Grundlage für die Schaffung solcher Zentren sein, ermittelt den Bedarf jedoch ausschließlich aus einer defizitorientierten Sichtweise, die zum wiederholten Male die Stadtteile mit besonderen Herausforderungen in den Fokus rückt. Somit werden Bedarfslagen in den anderen Stadtteilen gar nicht betrachtet, was auch die Weiterentwicklung bürgerschaftlichen Engagements in und durch Nachbarschaftszentren vernachlässige, so Carsten Schöne. Der Oberbürgermeister soll nunmehr beauftragt werden, die weitere Projektentwicklung unter Beteiligung freier Träger aus Bildung, Kultur, Sozialem und Jugendhilfe fortzusetzen und auch die Bürgerschaft angemessen in diese Entwicklung einzubeziehen. Beide partizipativen Ansätze waren bislang nicht vorgesehen, die Stadtverwaltung wollte sich ausschließlich auf die eigenen Kompetenzen in den Fachämtern berufen. Die Vorlage muss nun noch vom Stadtrat verabschiedet werden.

Der Jugendhilfeausschuss gab zwei Beschlussvorlagen aus dem Amt für Kindertagesbetreuung seine Zustimmung, die einerseits die Aufnahme einer bislang privat geführten Kindertagesstätte in den Bedarfsplan vorsieht und andererseits die Förderung von Projekten im Bereich der Kindertagesbetreuung befürwortet. Hierbei handelt es sich u. a. um die Elternberatungsstelle „Kita-Rat“ und die Fortsetzung des Prozesses zur Implementierung inklusiver Betreuungskonzepte in Dresdner Kitas.

Der Antrag der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen zur Bewältigung sozialer Folgen der Corona-Pandemie wurde vertagt, die antragstellende Fraktion plant eine gremienübergreifende Anhörung, in deren Folge dann eine Beschlussfassung erfolgen könnte.

Die nächste reguläre Sitzung des Jugendhilfeausschusses findet am 17.06.2021 statt.

Hinweis: Die Informationen zu Beschlüssen stehen unter dem Vorbehalt der Erlangung der Rechtskraft der Beschlüsse. Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um eine persönliche Wiedergabe der Ausschusssitzung, die durch meine Mitgliedschaft in diesem Gremium durchaus subjektive Betrachtungen enthalten kann und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Ich bitte um Verständnis.

Redaktion: Carsten Schöne


Die Tagesordnung im Überblick:

  1. Kontrolle der Niederschrift vom 1. April 2021
  2. Informationen/Fragestunde
  3. Vorstellung Begleitevaluation Straßenschule
  4. Kultur- und Nachbarschaftszentren für Dresden (V0750/21)
  5. Aufnahme der Kindertageseinrichtung Maxim-Gorki-Straße 42 in 01127 Dresden, zum 1. des Monats nach Stadtratsbeschluss in den Bedarfsplan Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege 2021/2022 (V0747/21)
  6. Projektförderung im Amt für Kindertagesbetreuung (V0779/21)
  7. Sozial aus der Krise – Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Lockdowns begegnen (A0200/21)
  8. Berichte aus den Unterausschüssen
  9. Informationen (nicht öffentlich)